Wasserrettungsübung
Bericht und Bilder: Sandra Hüttner
Wasserrettungsübung im Höllental
Hölle – Strahlend blauer Himmel, Sonnenschein und Temperaturen von minus vier Grad. Einfach herrlich, um am Feiertag Heilige Drei Könige spazieren zu gehen. Aber mal ehrlich, denkt da jemand daran freiwillig ein Bad in der rasch dahinfließenden Selbitz zu nehmen, auch wenn die geschätzte Wassertemperatur immerhin im Plusbereich liegt, so um die vier Grad. Sicherlich keiner, aber im Notfall fragt niemand nach Temperaturen und Wettergegebenheiten.
Fünf Strömungsretter der Ortsgruppen der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) Oberkotzau und Bad Steben-Lichtenberg sowie der Wasserwacht Schwarzenbach am Wald steigen deshalb im Rahmen einer Wasserrettungsübung in die kalten Fluten unterhalb der Soziotherapeutischen Einrichtung Haus König David im Nailaer Ortsteil Hölle. Eine Übung, die auch das Zusammenspiel der verschiedenen Rettungsorganisationen trainiert, erstmals mit dabei die Freiwillige Feuerwehr Marxgrün, die den Part an Land übernimmt.
Einsatzleiter Sebastian Brandler von DLRG-Ortsgruppe Bad Steben-Lichtenberg erläutert das Szenario. Zwei Kanufahrer gelten als vermisst, es wird von einem Unfall ausgegangen. Auf der Brücke im Ortsteil Hölle übernehmen zwei Aktive der DLRG Oberkotzau die so genannte Oberstromsicherung. „Sie beobachten den Wasserfluss und geben über Funkt sofort den Strömungsrettern Bescheid, wenn Treibgut auf sie zu schwimmt“, erklärt Sebastian Brandler.
Neben der Oberstromsicherung gibt es auch eine Unterstromsicherung. Das heißt, der Einsatz des eigentlichen Rettungsteams im Wasser wird mit einer Ober- und Unterstromsicherung abgesichert. Die Oberstromsicherung hat die Aufgabe, die Einsatzkräfte vor Gefahren, insbesondere Treibgut, zu warnen. Die Unterstromsicherung stellt ebenfalls eine Absicherung für die Einsatzkräfte aber auch verunfallten Personen dar, falls sich die Lage anders als geplant entwickelt.
Schon die Ausrüstung oder auch das Umkleiden der Strömungsrettung ist eine kleine „Mutprobe“, raus aus den wärmenden Klamotten und rein in den Neoprenanzug, ein so genannter Nassanzug, halbtrocken kommt zum Einsatz. „Beim Eintauchen ins Wasser läuft dieser voll und bildet einen Schutzfilm zwischen dem Schwimmer und den Anzug, das Wasser erwärmt sich und hält die Temperatur“, erklärt Sebastian Brandler. Die Strömungsretter versichern nach dem Einsatz, dass es nicht kalt war. Wer´s glaubt, an Land jedenfalls konnte man schon zittern, wenn die Bewegung ausblieb.
Wie dem auch sei, es galt zwei vermisste Personen, in diesem Fall Dummys zu finden und zu retten. Um 9.57 Uhr gingen die Strömungsretter ins Wasser, vorsichtig tastend bewegen sie sich auf den unebenen Flussuntergrund vorwärts, weichen Felsen und tief herabhängenden Bäumen aus. Die Marxgrüner Feuerwehrkameraden indes begeben sich mit dem Einsatzfahrzeug ins Höllental und fahren parallel zum Fluss. „Das wird auch in der Realität so sein“, erklärt der Einsatzleiter später bei der Übungsbesprechung, „die Feuerwehr hat kürzere Ausrückzeiten.“ 10.01 Uhr wird der erste Dummy gesichtet, die Feuerwehr macht die Steckleiter und Schleifkorbtrage zum Einsatz bereit. Die Strömungsretter sichern den Dummy, ein Vitalcheck erfolgt und das Einwickeln in eine Rettungsdecke, um die verunglückte Personen vor Unterkühlung zu schützen. Der Dummy wird in die Schleifkorbtrage gelegt, an Land gebracht und an die Feuerwehr übergeben. Diese hievt die verunfallte Person über Steckleitern zum Einsatzfahrzeug. Die Suche nach der zweiten vermissten Person geht weiter und nicht lange wird auch diese gefunden, allerdings ohne Puls und Atmung. Sofort beginnt die Reanimation. Von den Einsatzkräften der Feuerwehr wird ein Defibrillator zum Unglücksort gebracht, der Dummy bei laufender Reanimation über Steckleitern zum Einsatzfahrzeug transportiert.
Für die Strömungsretter ist der Einsatz zu Ende. Sie lassen sich wie schon zwischendurch auf den Rücken liegend mit der Strömung treiben. Übrigens stand der Einsatzleiter Strömungsretter Markus Thiel von der DLRG Oberkotzau in ständiger Funkverbindung mit dem Einsatzleiter, Feuerwehr sowie Ober- und Unterstromsicherung. Am Wehr steigen die fünf Strömungsretter aus dem Wasser, triefend nass, aber nach eigenen Angaben nicht frierend. Heißer Tee macht die Runde und für eventuelles Frieren hatte Markus Thiel auch Traubenzucker und Müsliriegel im Rucksack.
Eine gelungene Übung wird später von allen Seiten versichert und dass man voneinander gelernt habe. „Bei einem Einsatz muss das Zusammenspiel funktionieren“, weiß Einsatzleiter Sebastian Brandler, „alle müssen an einem Strang ziehen, um den Menschen in Not zu helfen.“ Zehn Marxgrüner Feuerwehrkameraden, 16 Einsatzkräfte der DLRG-Ortsgruppen Oberkotzau und Bad Steben-Lichtenberg sowie sechs Wasserwachtler aus Schwarzenbach am Wald meisterten erfolgreich die Übung.
Persönliche Einsatzkleidung eines Strömungsretters: Neoprenanzug, der vor Unterkühlung und Verletzungen schützen soll, Handschuhen für die Seilführung und geeignetes Schuhwerk wie spezielle Neoprenstiefeln oder Trekkingschuhen mit Neoprensocken, einem speziellen Strömungsretterhelm, eine Auftriebsweste, Sicherheitswerkzeug mit einem Messer oder Leinenkapper damit er sich im Notfall vom Sicherungsseil losschneiden kann, Karabiner, Lampe sowie ein Wurfsack mit Rettungsleine und einem persönlichem Erste-Hilfe-Set für Selbst- und Kameradenrettung sowie für Sofortmaßnahmen am Unfallort. Bei Nachteinsätzen kommen zusätzlich Signalblitzer und Knicklichter zum Einsatz.